Ein Mönch, eine Nonne und ein gescheckter Hund führen in das von Wirren durchsetzte 14. Jahrhundert. Gleichzeitig führt das Hörspiel ins Zeitlose, über das die beiden Geistlichen sprechen. Heinrich Seuse ist einer der wichtigsten Schüler Meister Eckharts (1260-1328) und ein grossartiger Erzähler. Er lebte als Dominikanermönch im Konstanzer Inselkloster und hinterliess das Exemplar als Werk letzter Hand. Elsbeth Stagel stammte aus einem angesehenen Zürcher Geschlecht, lebte im Tösser Dominikanerinnenkloster und starb um 1360. Sie spielt die weibliche Hauptrolle im Lebensbericht des „Dieners der ewigen Weisheit – einem Alter Ego von Seuse. Das Hörspiel erzählt vom Klosterleben in Konstanz, von den Reisen des Mönchs zu Wasser und zu Land und von seinem Schlüsselerlebnis mit dem Hund. Die Gespräche zwischen Elsbeth und dem Diener drehen sich weniger um die Welt als um Gott und die Gottheit, die Elsbeth erfahren möchte.
Trilogie des Zeitlosen Band 1
Acht Menschen begegnen einander ausserhalb von Zeit und Raum. In ihren realen Leben wäre das nie möglich gewesen. Die Trilogie des Zeitlosen macht mit wichtigen Stimmen aus der Spiritualitäts- und Philosophiegeschichte bekannt.
Drei Männer und fünf Frauen sind die Hauptfiguren der drei Bände. Sie lebten als christliche Mönche, Nonnen oder Beginen im Mittelalter, als Philosoph in der chinesischen Antike oder als junge Juristin in Amsterdam unter Nazi-Okkupation.
Die Stunde des Hundes besteht aus einem farbig bebilderten Sachbuch (160 Seiten): Es stellt Leben und Werk der Hauptfiguren vor, führt an die historischen Orte, in den Text und die Bilderhandschriften, namentlich Cod. 710(322) aus der Stiftsbibliothek Einsiedeln ein.
Das Hörspiel Die Stunde des Hundes auf drei Audio-CDs, in bedruckten Taschen ins Buch eingebunden, enthält auch mittelhochdeutsche Passagen aus Seuses Vita und ist behutsam mit Musik (Gesang, Hackbrett) und weiteren akustischen Elementen angereichert. „Die Stunde des Hundes“ kam in zweiter Auflage als erster Band der Trilogie des Zeitlosen heraus. Sie erschien im Kontext der Ausstellung „Mystik: Die Sehnsucht nach dem Absoluten“ im Museum Rietberg Zürich (23. September 2011 – 15. Januar 2012).
Die Stunde des Hundes (Buch, 160 Seiten) Der Textteil des Buches (Jeffrey F. Hamburger und Hildegard Elisabeth Keller) führt in Seuses Werk, das Personal, die historischen Orte und die Bilderhandschriften zu Seuses Exemplar ein. Im Zentrum steht der Codex 710(322) in der Stiftsbibliothek Einsiedeln.
Die Stunde des Hundes (Hörspiel, 205 Minuten): Die Erzählung veranschaulicht die mystische Veranschaulichung des Bildlosen, um das Seuse als mystischer Autor ringt. Klaus-Henner Russius erzählt in modernem Deutsch, Hildegard Elisbeth Keller spricht den Originaltext. Angestrebt ist keine Rekonstruktion des historischen Lautstandes, sondern annäherungsweise das in Seuses Lebensraum gesprochene historische Alemannisch. Christian Seiler leiht seine Stimme einem anonym bleibenden Zweifler. Er erinnert an historische Gefahren, die mit dem Schreiben und Predigen verbunden waren. Ketzereiverdacht und Inquisition – das blieb Meister Eckhart, Heinrich Seuse und auch dem Hund nicht fremd. Die Dominikaner bezeichneten sich als domini-canes (die Hunde des Herrn).
Manfred Papst von der NZZaS findet die Trilogie des Zeitlosen «besonders geglückt» und sieht in ihr «eine so originelle wie liebevoll gestaltete Kombination von Hör-, Lese- und Bilderbuch, in der es in erster Linie um die Mystik des deutschen Mittelalters geht, die aber auch weite Spannungsbögen durch Raum und Zeit schlägt.» Mehr in der NZZ am Sonntag, 2. Oktober 2011
Die drei Bände der Trilogie des Zeitlosen, so die Rezensentin Marita Fuchs, bieten nicht nur «neue Interpretationsspielräume und Hörgenuss, sondern auch gut recherchierte Informationen zu den Protagonisten und je einen sehr schönen Farbbildteil». Mehr im Unimagazin, Februar 2012
Simon Peng-Keller meint in der SKZ, die Trilogie des Zeitlosen breche sei «ein spielerisches Gesamtkunstwerk im Miniformat, doch ebenso ein Stück ernster Erinnerungsarbeit». Das Genre sei nicht einfach zu beschreiben, denn sie würden «das Tabu der sauberen Trennung zwischen wissenschaftlicher Interpretation und persönlicher Aktualisierung» brechen: «Ihre reich bebilderten Hör-, Lese- und Schaubücher sind beides zugleich: kundig recherchierte Studien zu ausgewählten Themen und Personen der abendländischen Mystikgeschichte, aber auch persönliche Meditationen über die ‚Sache‘. Die fiktiven Dialoge handeln von den grossen Themen christlicher Mystik: von den Grenzen menschlichen Wissens, der überfliessenden Lebenskraft der Liebe, vom Umgang mit dem Leiden und vom Geheimnis, von dem die ‚ewige Weisheit‘ kündet.» Mehr in der SKZ
Der Ozean im Fingerhut gehe „unter die Haut“, meint eine andere Rezensentin: „sicher auch ein Verdienst der Sprecherinnen und des Musikers, der mit seinem meditativen Spiel Zwischenräume zum Nachdenken schafft“. Mehr in Schritte ins Offene.
Gotthard Fuchs sieht im Der Ozean im Fingerhut «ein Jahrtausendgespräch von vier Frauen, die dem Sinn des Ganzen nachspüren». Die Trilogie sei «eine seltene Verknüpfung von wissenschaftlicher Gründlichkeit, spiritueller Tiefe und künstlerischer Gestaltungsfreude in Text und Musik.» Mehr in Christ in der Gegenwart, 11. Dezember 2011
Reinhard Kirste würdigt die drei Bände der Trilogie des Zeitlosen als „Gesamtkunstwerk» und macht sie zum „Buch des Monats Mai“.
Für Helmut Dworschak (Landbote) ist die Trilogie ein «Glücksfall». Sie sprenge «die Grenzen der akademischen Fächer». Der Ozean im Fingerhut bringe vier «Seelenforscherinnen» ins Gespräch miteinander, unter ihnen die Jüdin Etty Hillesum, deren Tagebücher noch immer nicht vollständig auf Deutsch veröffentlicht sind. Mehr in Der Landbote, 13. September 2012
Am 17. September 2014 hiess es in der Tagespost: „Der Ozean im Fingerhut ist ein Bild, das an die Erfahrung des Kirchenvaters Augustinus anknüpft, der ein Kind beobachtet, das mit einem Löffel das Meer auszuschöpfen versucht. Das Gespräch zwischen Hildegard, Mechthild, Hadewijch und Etty zeigt, wie tief man bei diesem Versuch schöpfen und wie sehr man dabei erfüllt werden kann.“
Für das Hörbuch erhielt Hildegard Elisabeth Keller den Mystikpreis 2009 der Theophrastus-Stiftung.
Nominiert für den Deutschen Hörbuchpreis 2009Das Hörbuch war unter den Finalisten für den Deutschen Hörbuchpreis 2009
Auszug aus der Jurybegründung:
Eine echte Hör- und Lesefahrt durchs frühe 14. Jahrhundert. Ein gelungener Versuch, ‚totes Pergament‘ durch ‚lebendigen Mund‘ Sprache werden zu lassen. Die optische Erscheinung und das Zusatzmaterial machen dieses Hörbuch zu einem verlegerischen Gesamtkunstwerk.
Mit Beiträgen von Jeffrey F. Hamburger. Eingesprochen von Hildegard Elisabeth Keller, Klaus-Henner Russius und Christian Seiler, mit Musik von Markus Kluibenschädl und Sandra Suter- Gestaltung: Sarah Fehr
ISBN 978-3-7281-3139-3 CHF 58.00 / EUR 39.90 (D)
Zürich: vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich 2007