Dissertationen

[Dramapädagogik im Deutschunterricht]

betreut von Prof. Dr. Hildegard E. Keller und Prof. Dr. Heiko Hausendorf

Im Zentrum der Arbeit stehen Kommunikationserfahrungen von Schülerinnen und Schülern während der Drama-/Theaterarbeit sowie die Integration der gewonnenen Erkenntnisse in den Deutschunterricht. Zur methodischen Ausrichtung des Projekts gehört der Einbezug gesprächsanalytischer Instrumente.

Beginn: Januar 2016

eva.goeksel(at)phzg.ch

Sinn für Gespenster. Spukphänomene in der reformierten Schweiz (1570-1730)

betreut von Prof. Dr. Francisca Loetz, Prof. Dr. Bruce Gordon und Prof. Dr. Hildegard E. Keller

In ihrer Dissertation untersucht Eveline Szarka die soziale Funktion von Gespenstern vom Beginn der Reformation bis zum frühen 19. Jahrhundert. Im Fokus steht dabei das Spannungsverhälnis zwischen der Deutungshoheit theologischer wie weltlicher Autoritäten und der Wahrnehmung gespenstischer Phänomene durch die frühneuzeitliche Gesellschaft.

Beginn: August 2015. Abschluss: Juli 2020.

eveline.szarka@uzh.ch

Das Hermetschwiler Gebetbuch. Kontext und Edition der Handschrift Sarnen, Benediktinerkollegium, Cod. chart. 208

betreut von Prof. Dr. Hildegard E. Keller

Die Dissertation besteht aus der Edition des Hermetschwiler Gebetbuchs, der Handschrift Sarnen, Benediktinerkollegium, Cod. chart. 208, aus den ersten beiden Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts und deren Kontextualisierung. Die Komposition der Handschrift verdient besondere Aufmerksamkeit: Gebete, erbauliche Texte, Beschwörungen oder eine Wetterprognostik sind Teil davon. Die Machart wie auch die starke Abnutzung zeugen von einem häufigen Gebrauch der kleinformatigen Handschrift.
Zum einen werden Forschungsüberblicke zur Geschichte des Klosters Hermetschwil und zur Lese- und Schreibpraxis in diesem Benediktinerinnenkloster gegeben und in den bibliothekshistorischen Kontext deutscher und schweizerischer Frauenklöster eingeordnet. Ein Überblick zur Gebetbuchforschung bildet die Basis für die Untersuchung der in Sarnen erhaltenen Sammlung von 18 spätmittelalterlichen Gebetbüchern, die zumeist aus dem Frauenkloster Hermetschwil stammen. Dabei werden die einzelnen Gebetbücher hinsichtlich verschiedener kodikologischer und inhaltlicher Aspekte betrachtet und in der Folge der Handschriftentyp Gebetbuch charakterisiert. Weiter werden die Gebete im Hermetschwiler Gebetbuch im Hinblick auf ihre Form und ihre Sprache und im Hinblick auf ihre Funktion im monastischen Alltag, geprägt von Liturgie, aber auch von paraliturgischer und privater Gebetspraxis, analysiert. Dieses interdisziplinäre Vorgehen erlaubt es, jüngere kunsthistorische oder musikwissenschaftliche Forschungsthesen zum Alltagsschrifttum der Nonnen aufzunehmen. Ein Kapitel ist den Heilsegen, diätetischen oder stark mnemotechnisch geprägten Alltagstexten gewidmet. In mehreren Schritten wird so die Funktion des Hermetschwiler Gebetbuchs als Alltagsbegleiter dargestellt.
Der zweite Teil der Dissertation bildet die Edition des Sarner Cod. chart. 208 mit einem Sprachapparat. Er macht insgesamt 62 bisher unedierte Gebets- und Alltagstexte eines spätmittelalterlichen Gebetbuches zugänglich.

Beginn: Januar 2010

Abschluss: Erfolgreich abgeschlossen am 17. September 2012.

 Position

Rezeption von Zürcher Spieltexten und ihrer Ikonographie: Eine Fallstudie zu den Spielen Jakob Rufs (ca. 1500-1558)

betreut von Prof. Dr. Hildegard E. Keller

Die Dissertation untersucht die Rezeption von Zürcher Spieltexten anhand der Spiele des Zürcher Stadtschnittarztes und Theaterautors Jakob Ruf (ca. 1500-1550). Rufs dramatisches Werk wird hinsichtlich dessen lesersoziologischen Ausrichtung, Wirkungsabsicht und -geschichte analysiert und mediengeschichtlich innerhalb des Zürcher Buchmarkts der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts positioniert. Methodisch wird die textimmanente Untersuchung der Spiele mit einer Kontextstudie zum mediengeschichtlichen und literarsoziologischen Umfeld verbunden. Die Illustration der Spiele wird gleichwertig zum Text behandelt. Auf textimmanenter Ebene (Paratexte, Titelblätter, Text-Bild-Relationen) werden die Textintention, die Adressierung auf den modellhaft adressierten Leser und die angestrebte Gebrauchsfunktion und Rezeptionsform der Textzeugen analysiert. Die transdisziplinäre Kontextstudie erfasst die sozialen, kulturellen, stadtpolitischen und ökonomischen Voraussetzungen, unter denen die Spieltexte in Zürich entstanden sind, und untersucht deren Auswirkung auf den Text. Im Fokus der Studie stehen: monastische Bildung und reformatorischer Hintergrund des Autors, populäre Lesestoffe und ihr Publikum, soziale Netze und Mediennutzungsgewohnheiten der frühneuzeitlichen Stadt, Literatur als Mittel der soziokulturellen und religiösen Sozialisation und Kommunikation, normatives stadtpolitisches und gesellschaftliches Umfeld, Einflussnahme und Positionierung der Drucker-Verleger innerhalb des Zürcher Buchmarkts, verkaufsfördernde Strategien der Drucker-Verleger, Anpassung des Bildes an ikonographische Darstellungskonventionen.

Beginn: April 2004

Abschluss: Erfolgreich abgeschlossen 2007. Publikation 2008.

Kommunikation und Theater: Die Aufführungsbedingungen der Spiele Jakob Rufs (ca. 1500-1558) in der Stadt Zürich

betreut von Prof. Dr. Hildegard E. Keller

Der Zürcher Stadtschnittarzt und Dramatiker Jakob Ruf (um 1500-1558) kann als herausragender Theaterpraktiker während der Theaterblüte der 30er und 40er Jahre in Zürich gelten. Die erhaltenen Überlieferungszeugen dokumentieren ein in Inhalt wie Ausstattung aussergewöhnliches dramatisches Werk. Eidgenössische und konfessionelle Stoffe demonstrieren einerseits das politisch-religiöse Selbstbewusstsein der reformierten Stadt. Andererseits eröffnen spektakuläre Illustrationen mehrerer Handschriften und Drucke eine einmalige Perspektive nicht nur auf die Aufführungspraxis der Spiele, sondern auch auf Visualisierungstraditionen der zeitgenössischen Medienlandschaft.

Das frühneuzeitliche Theater stellt ein gegenwärtig intensiv diskutiertes Medium städtischer Selbstinszenierung sowohl gegen aussen (Repräsentation) als auch gegen innen (Organisation) dar. Insbesondere für den eidgenössischen Raum fehlen jedoch brauchbare Editionen der zahlreich erhaltenen Texte. Der Performanz-Schwerpunkt der Spieleforschung verlangt andererseits nach archivarisch fundierten Lokaldokumentationen der historischen Aufführungspraxis. Das Dissertationsprojekt widmet sich deshalb den Aufführungsbedingungen der sieben erhaltenen Spiele Jakob Rufs, indem es die sozialen, politischen und medialen Bedingungen der Aufführungen von Rufs Spielen untersucht. Ein vorrangiges Erkenntnisziel betrifft Funktion und Rolle des Theaters im städtischen und eidgenössischen Rahmen.

Eine solche pragmatische Untersuchung eines schriftstellerischen Werkes stellt nicht nur ein Desiderat zur eidgenössischen Theater- und Kommunikationsgeschichte dar, sondern auch einen neuartigen, theaterorientierten Baustein zu der in den letzten zwei Jahrzehnten fruchtbaren Forschung zur Funktion der historiografischen Medien in der Eidgenossenschaft.

Beginn: April 2004

Abgabe der Dissertation: Erfolgreich abgeschlossen 2007. Publikation 2008

Aktuelle Position und Kontakt

Eidgenössische Identitätsbildung im Werk des Zürcher Stadtschnittarztes und Theaterautors Jakob Ruf (ca. 1500 – 1558)

betreut von Prof. Dr. Hildegard E. Keller

Der Zürcher Chirurg und Theaterautor Jakob Ruf erlebte Mitte des 16. Jahrhunderts hautnah mit, wie sich die nach den Kappeler Kriegen zerrüttete Eidgenossenschaft neu konsolidieren musste. Als überzeugter Anhänger der Reformation und zugleich patriotisch gesinnter Eidgenosse machte er die konfessionellen Gegensätze, aber auch die Suche nach dem Gemeinsamen, Einheitsstiftenden in der Eidgenossenschaft zu einem zentralen Thema in seinem Werk. Besonders bemerkenswert ist, dass er nur wenige Jahre nach der Reformation für zwei seiner Spiele ausgerechnet auf den Stoff der Gründungssage zurückgriff, der ja die katholische Innerschweiz zum Schauplatz hat. Rufs «Wilhelm Tell» von 1545 ist nach dem «Urner Tellenspiel» die zweitälteste theatralische Umsetzung und gar die älteste belegbare Aufführung von diesem Mythos.

Das politische Theater des 16. Jahrhunderts ist generell und insbesondere in seiner soziopolitischen Funktion für die Eidgenossenschaft und ihr Verhältnis zum Reich einerseits, für die Stadt Zürich und ihren Führungsanspruch innerhalb der Eidgenossenschaft andererseits noch kaum erforscht.

Beginn: Juni 2005

Abschluss: Erfolgreich abgeschlossen 2007. Publikation 2008

Aktuelle Position