Jakob Ruf. Leben, Werk und Studien
Herausgegeben von Hildegard Elisabeth Keller
Jakob Ruf war ein Zürcher uomo universale, der um 1505 in Konstanz geboren wurde und 1558 in Zürich starb. Er operierte und wollte die Chirurgie professionalisieren, er machte mit den männlichen Zürchern Theater und schrieb für die Zürcherinnen ein Geburtshilfebuch. Ruf hinterliess ein umfangreiches deutsches und lateinisches Werk. Daran lassen sich seine zahlreichen Interessens- und Tätigkeitsgebiete erkennen: Ruf wirkte als Zürcher Stadtschnittarzt und interimistischer Stadtarzt (sein Lehrbuch zur Geburtshilfe sowie ein Flugblatt entstanden in diesem Kontext), er war als Chirurg auch ophthalmologisch tätig (so verfasste er eine mit Federzeichnungen illustrierte Augenheilkunde sowie ein tumorkundliches Buch; auch diese Bücher enthalten zahlreiche pharmaziehistorisch relevante Rezepte). Ruf war auch der wichtigste Zürcher Spielautor und -regisseur in jener Zeit und schrieb zahlreiche Kleintexte, die mit der Kalenderproduktion für die Stadt Zürich zusammenhingen. Flyer
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Die Gesamtausgabe bei NZZ Libro
Pressestimmen und Rezensionen
Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 2011, 133, 3-4, 560b-566a (Hellmuth Thomke).
Mittellateinisches Jahrbuch 2010 (45,1), 159-164 (Hanspeter Marti)
Arbitrium 2010 (28, 3), 289‐292 (Misia Sophia Doms)
Archiv für Reformationsgeschichte. Beiheft 39 (2010), 78-79 (Christian Moser)
Speculum 85,4 (2010), 694-696 (Melitta Weiss Adamson)
Zwingliana 37 (2010), 178-183 (Philip M. Soergel)
Medical History 54.3 (2010): 398-400 (Jennifer Spinks)
Zeitschrift für deutsche Philologie 129 (2010), Heft 1, 156-159 (Karl-Heinz Göttert)
ABäG 66 (2010), S. 272-277 (Cobie Kuné)
German Quarterly Winter 2009 (Brian Murdoch)
Zeitschrift für Germanistik 3/2009 (Jörn Münkner)
Gesnerus 66 (2009), Nr. 1, S. 193-195 (Robert Jütte)
IASL Online (Silvia Serena Tschopp)
Ophta 3/2009 (Ronald D. Gerste)
Unimagazin 3/2008 (Ronald D. Gerste)
NZZ am Sonntag, Bücher am Sonntag, 30. November 2008, S. 24 (Manfred Pabst)
St.Galler Tagblatt, 23. August 2008 (Peter Müller)
Südkurier vom 2. August 2008 (Helmut Weidhase)
NZZ, 30. Juli 2008 (Urs Hafner)
Erster Band: Mit der Arbeit seiner Hände
Leben und Werk des Zürcher Stadtchirurgen und Theatermachers Jakob Ruf (1505-1558)
Der Band enthält Jakob Rufs Biographie in neun thematischen Kapiteln, das Werkverzeichnis zu seinem Gesamtwerk, alle biographisch relevanten Dokumente sowie ein reich bebildertes Panorama zu Zürich in vierzig Kleinbeiträgen. Die edierten biographischen Archivalien sind zudem als Hörfassung auf der Audio-CD verfügbar. Das Inhaltsverzeichnis gibt Auskunft über den Inhalt aller fünf Bände.
Zweiter Band Jakob Ruf. Werke bis 1544
Kritische Gesamtausgabe, 1. Teil
Der Band enthält die Editionseinleitung zur Werkrekonstruktion und den editorischen Prinzipien, ferner die beiden ersten Theatertexte Jakob Rufs: Etter Heini und Weingarten. Ruf zeigt sich als gegenwartskritischer und gelehrter Theaterautor und wird durch die Spielerliste der Weingarten-Handschrift auch als Regisseur und Mitspieler fassbar. In den Vierzigerjahren des 16. Jahrhunderts erscheinen die ersten gedruckten Texte von Jakob Ruf: vier Flugblätter, von denen drei erhalten sind. Die beiden frühesten - ein lateinisches und ein deutsches Flugblatt - sind im vorliegenden Band ediert. Sie zeigen den medizinisch-naturwissenschaftlichen Fachautor sowie dessen politische Absichten. Der Band enthält auch die beiden anonymen Spiele Zürcher Hiob bzw. Zürcher Joseph. Sie wurden bislang irrtümlicherweise Jakob Ruf zugeschrieben.
Dritter Band: Jakob Ruf. Werke 1545-1549
Kritische Gesamtausgabe, 2. Teil
Der Band enthält die wissenschaftshistorischen Arbeiten aus der Mitte der Vierzigerjahre: Rufs Ärzte- und Astrologenverzeichnis, ein Freundschaftsgeschenk an die beiden Ärzte Christoph Klauser und Konrad Gessner, sowie die Astrologentafel, drei dekorative Einblattdrucke, die an die Wand gehängt werden konnten. Aus dem Jahr 1545 stammen die beiden ersten illustrierten Spieldrucke Rufs: Wilhelm Tell und Passion. Der Wilhelm Tell wurde von Zürcher Jugendlichen als Neujahrsspiel aufgeführt - die Passion gilt als das einzige erhaltene protestantische Passionsspiel der Eidgenossenschaft. Rufs erster medizinischer Traktat ist die Augenheilkunde, vermutlich ein illustriertes Lehrbuch für Chirurgen und Ärzte. Damit zählt der Autor zu den Pionieren der Ophthalmologie in der Eidgenossenschaft. Das Flugblatt von der Glarner Wolkenerscheinung verdeutlicht das politische Konfliktpotenzial der Zürcher Flugblattproduktion. Mit zwei Liedern erweitert Ruf das Spektrum seiner politisch und sozial engagierten Texte.
Vierter Band: Jakob Ruf. Werke 1550-1558
Kritische Gesamtausgabe, 3. Teil
Der Band enthält das letzte von Ruf verfasste und inszenierte Spiel Adam und Eva. Für die zwei Tage dauernde Aufführung von 1550 wurde Ruf mit einer Auszeichnung geehrt. Im Frühjahr 1554 erschien Jakob Rufs Bestseller, das reich illustrierte Trostbüchlein. Die deutsche und die lateinische Fassung sind hier synoptisch ediert. Die Zusatzmaterialien zum Zürcher Hebammenwesen und zur Rezeptionsgeschichte des Trostbüchleins auf dem europäischen Buchmarkt zeugen vom pragmatischen Wert und internationalen Erfolg des Buchs. Das chirurgische Lehrbuch De tumoribus bzw. Tumorbüchlein war der erste eigenständige Traktat über Geschwulste, ihre Diagnose und Behandlung. Es suchte den Wissensschatz der akademischen Mediziner mit der praktischen Kompetenz der Wundärzte zu verbinden und fand das Interesse der Amsterdamer Chirurgen des 17. Jahrhunderts. Mit dem Namen Jakob Ruf ist auch ein bedeutender, früher Bestand von Zürcher Kalendern und Prognostiken verbunden.
Fünfter Band: Die Anfänge der Menschwerdung
Perspektiven zur Medien-, Medizin- und Theatergeschichte des 16. Jahrhunderts
Der Band enthält einen Text- und einen Bildteil sowie eine Multimedia-CD. Die neun Studien zur Medien-, Literatur-, Theater-, Medizin- und Pharmaziegeschichte dokumentieren das Spektrum der interdisziplinären Erkenntnisinteressen, die mit Rufs Werk verbunden sind. Sie betreffen u.a. die Funktion der Ärzte, Chirurgen und Bader für die Literaturgeschichte, Rufs Zugehörigkeit zum Kreis der Zürcher Humanisten, die Überlieferung von Drucken und Handschriften von Rufs Spielen, die Funktion des städtischen Theaters in Zürich mit 66 rekonstruierten Biographien der Spieler des von Ruf verfassten und inszenierten Weingartens, historiographische und geschichtstheologische Aspeke in Rufs politischen Spielen, die pragmatische Funktion von Rufs Trostbüchlein für die Zürcher Geburtshilfe im 16. und 17. Jahrhundert, die internationale Rezeption des Geburtshilfe-Lehrbuchs sowie die Bedeutung von Rufs medizinischem Werk für die Pharmaziegeschichte und Pharmakotherapie des 16. Jahrhunderts mit pharmaziehistorischen Glossaren und Kommentaren.
Der 285 Seiten starke Bildteil enthält alle Holzschnitte und Federzeichnungen, die in Handschriften und Drucken mit Rufs Texten enthalten sind und in den jeweiligen Editionseinleitungen und -kommentaren untersucht werden. Das Text-Bild-Verhältnis ist zudem einsehbar auf den digitalen Dokumenten, denn der Bildbestand ist - erweitert und in Farbe - auch auf der Multimedia-CD verfügbar.
Die fünf Bände der Reihe Jakob Ruf. Leben, Werk und Studien sind über je gesonderte Register zu Sachen, Begriffen und Orten, zu den historischen Persönlichkeiten sowie zu den Forschernamen aus der Sekundärliteratur erschlossen. Eine von Linus Hunkeler und Stefan Schöbi konzipierte Datenbank ermöglichte die Systematisierung der eingegebenen Daten; Linus Hunkeler betreute und kontrollierte die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine, das Layout des Registers stammt von Stefan Schöbi. Nähere Informationen zur Datenbank unter: me(at)linushunkeler.ch.
Die Audio-CD-ROM im Ersten Band enthält Hörfassungen aller edierten Archivalien, die zu Rufs Biografie beigebracht werden konnten. Ferner enthält sie drei hörspielartige Collagen zu Jakob Rufs Persönlichkeit, Wirken als Arzt und Theatermacher.
Die Multimedia-CD-ROM im Fünften Band bietet den im selben Band gedruckten Bildbestand in Farbe; zusätzlich enthalten sind die Holzschnitte der lateinischen Erstausgabe. Die gedruckte und die digitale Dokumentation bilden gemeinsam eine Grundlage für die zukünftige Forschung zur medizinhistorischen, medien-, literatur- und theaterwissenschaftlichen Ikonografie. Ebenfalls aufgenommen sind Bild- und Tondokumente aus der Jakob Ruf-Ausstellung im Strauhof Zürich (2006) sowie eine interaktive Stadtkarte von 1576.
5 Bände im Schuber mit einer Audio- und einer Multimedia-CD-ROM
3550 Seiten, 450 s/w Abbildungen
ISBN 978-3-03823-415-9
Format 16,5 x 24 cm, Halbleinen, gebunden
Die 5 Bände sind nur zusammen erhältlich. Preis: 295 SFr.
Zürich: NZZ Libro 2008